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Endzeremonie

Analog dazu, dass am fiktiven Rand des Universums der unerreichbare Anfang des Universums wäre, wird hier die Idee zelebriert, die einst das Projekt gebar, die dann verlorenging, aber eben noch ein wenig herumspukte. Solcher Spuk kommt nun zutage: Dass ich das Labyrinth hinaus in die Welt trage, an verschiedensten Stellen positioniere, wie andere z.B. ihren Teddybär in wechselnde Orte des Tourismus halten. Indem ich solchen Wanderern nicht nacheile, spüre ich, wie ich sie überhole. Ich gelange nämlich bis ans Ende der Welt mit meinen Labyrinth-Symbolen. Ein solches Ende findet sich - symbolisch - bei mir in der Nähe: Eben auf jedem Friedhof. Da liegen Unmengen von Menschen, die ausgewandert haben.



 


"Labyrinth" fährt in einem Fahrwasser, nach dem ich nicht süchtig bin. Ich will hier etwas ausprobieren, von dem ich sehe, dass es viele süchtig macht. Labyrinth ist im Prinzip ein Blog, ein Internet-Tagebuch, ist mein Kommentar zu dem, was Facebook zu sein behauptet. Dabei hat es drei Merkmale:

1. Ich probiere im Verlauf von "Labyrinth" aus, wie denn ein Blog tatsächlich gehen sollte. Also wie die Bilder sein müssen, wie die Texte dazu arrangiert sind, damit es flutscht, damit es für mich (Politik der ersten Person) als Leser den Ablauf von Tagen bestmöglich schildert und festhält.
Mir scheint, dass ich dabei mehr Qualtiät und Intensität erreiche als Facebook und so weiter. Das wundert mich nicht. Clevere kommerzielle Strukturen versuchen, uns ständig hungern zu lassen. Ich versuche die Form eines Tagebuches zu erlernen, zu finden, zu bauen, die mich satt macht.

2. Für meine persönliche Form von Ewigkeit halte ich in "Labyrinth" Sachen fest, die einem Menschen geschenkt sind - also für meine Lebenszeit. Auch "Labyrinth" arrangiere ich so, wie ich alles Publizierte zu arrangieren versuche: Dass es bleibt, dass es schön ist und Leben zeigt, solange ich atme. Damit trete ich wütend - soweit es Wut geben kann in einer belanglosen Ecke der Internet-Welt - an gegen die Botschaft, die Facebook und zunehmend allen Verkaufsimpulsen gemeinsam ist: Dass man das Gestrige vergessen soll, dass es ein dummes Ding sei, und dass man sich ins Heutige verflachen soll. Da bin ich dagegen. Ich will nicht an einem Zeitstrahl entlang leben. Ich will ein Gebäude bauen und auf ihm - es kann ruhig langsam vonstatten gehen - bergauf steigen.

3. Und Schluss und weg. "Labyrinth" darf nicht groß werden und muss das auch nicht. Es darf also nicht weiter und weiter laufen. Das würde mich erdrücken. Wenn ich meine, kapiert und demonstriert zu haben, wie ein Blog gehen sollte, wünsche ich, Labyrinth stolz und zufrieden ruhen zu lassen. So habe ich schon viele Projekte durchwandert, mal in zwei Tagen, mal in vierzig Jahren: Dass sie rund werden, dass sie ihre Hausaufgabe erledigen. Dass sie nicht im Lauf zu langer Wanderung veröden, sondern glänzen, indem sie an einem guten Punkt stoppen, zuende sind, sich runden.

6.7.2016